Im Juli und August 2024 fanden Arbeiten an der Geislede zwischen Heuthen und Geisleden statt. Richtigerweise muss man sagen, dass die Geislede hier nur aus verwaltungstechnischen Gründen diesen Namen trägt. Historisch korrekt heißt das Gewässer, allseits bekannt, der Gieselbach.
Die Maßnahme mit dem sperrigen Namen „Initiieren einer eigendynamischen Entwicklung der Geislede sowie Herstellung der Durchgängigkeit - Abschnitt 8“ wurde federführend vom Gewässerunterhaltungsverband Leine/Frieda/Rosoppe (GUV) begleitet und abgewickelt. Grundlage hierfür war die EU-Wasserrahmenrichtlinie, über die auch die maßgeblichen Fördermittel zur Verfügung gestellt wurden. Die Maßnahme wurde zu 100 % gefördert, sodass die angrenzenden Gemeinden hierfür keine Kosten tragen mussten.
Ziel der Renaturierung war unter anderem:
- Schaffung von naturnahen Strukturen zur Initiierung einer eigendynamischen Entwicklung,
- Sicherung der linken Böschung aufgrund des dort befindlichen Kanals,
- Rückbau der Abstürze und der Furt,
- Rückverlegung der Geislede in das alte Gewässerbett,
- Anhebung der Gewässersohle.
Insbesondere die Anhebung der Sohle stellte einen wesentlichen Aspekt dar, dem bei der Planung und Umsetzung besonderes Augenmerk geschenkt wurde. Durch die Begradigung der Geislede in den 1970er Jahren schnitt sich das Gewässer in diesem Bereich bis auf den darunterliegenden klüftigen Fels ein. Dies führte unter anderem zu einer erhöhten Versickerung in den Grundwasserleiter – kurzum: Das Wasser war weg. Aus trinkwassertechnischer Sicht ist dies problematisch, da das versickerte Wasser innerhalb von weniger als 24 Stunden in der Trinkwasserentnahme am Willer nachweisbar ist (laut Tracer-Versuchen aus den 1980er Jahren).
Etwa 200 Meter oberhalb der alten Furt befindet sich vermutlich eine geologische Verwerfung im Untergrund, erkennbar an einer Erhebung im südlich angrenzenden Acker. Durch die verstärkte Klüftigkeit kommt es hier zu einer erheblichen Versickerung, was besonders bei mäßigen Abflüssen gut beobachtet werden kann.
Die Maßgabe bei der Umsetzung war daher eine Anhebung der Sohle mit naturnahen Baustoffen. Die gewählte Riegelkonstruktion aus Holz und Boden hatte sich bereits bei der Fischtreppe am Willer bewährt und wurde hier im größeren Maßstab eingesetzt. Die Riegel erzeugen einen Rückstau, der es ermöglicht, dass sich allmählich Sedimentfracht absetzt. Dies führt zur Abdichtung der Sohle und reduziert somit die Versickerung. Der Zeitpunkt, wann diese Abdichtung vollständig wirkt, ist jedoch noch nicht genau quantifizierbar. Es wird angenommen, dass etwa 5 bis 10 Jahre notwendig sind, bis die natürliche Abdichtung vollständig wirksam ist und der Bewuchs aus Weiden, Erlen und anderen gewässertypischen Pflanzen sich etabliert hat.
Die alte Furt wurde zurückgebaut und die Durchfahrt für Fahrzeuge durch Steinquader unterbunden. Fußgänger können die Furt jedoch über Trittsteine überqueren, die knapp über der Sohle verankert wurden. Zudem wurde eine Sitzgelegenheit zum Verweilen sowie eine Infotafel zur Erläuterung der Maßnahme installiert.
Die Baumaßnahme wurde von der Firma Spitzenberg aus Rüstungen umgesetzt. Die größte Herausforderung war der enge Zeitrahmen, da der Unterbau des im Juni errichteten Radweges als Baustraße genutzt werden musste. Dies verkürzte die Bauzeit auf etwa sieben Wochen, die von der Baufirma auch eingehalten wurden.
Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf etwa 645.000 €, inklusive GUV-Kosten, Planung und Bauausführung. Die Investitionssumme, die vollständig aus Fördermitteln stammt, wurde zu über 90 % im Eichsfeld gebunden (Arbeits- und Dienstleistungen, Material usw.). Die Restarbeiten, wie die Bepflanzungen, sollen 2024 abgeschlossen werden.
Zusammen mit dem Radweg wird sich hier entlang des Gieselbaches eine kleine Oase der Naherholung entwickeln, von der alle drei Gemeinden (Geisleden, Heuthen, Kreuzebra) profitieren. Davon sind bereits viele überzeugt, die sich den Abschnitt angeschaut haben.
Text: M. Wand