Zur Landung gezwungen


Am 04. August 1983 wurde 300 m südöstlich der Höhe 469 nahe Geisleden ein Sportflugzeug vom Typ „Fuji-FH-2000-180“ mit dem Kennzeichen D-EGEV aus der Bundesrepublik Deutschland zur Landung gezwungen.

Dieses nun 40 Jahre zurück liegende Ereignis war Grund genug das damalige Geschehnis noch einmal näher zu beleuchten.

Am 06.September 2023 trafen sich die Senioren der Mittwochswanderer, Herr Christian Stöber als Leiter vom Grenzlandmuseum Schifflersgrund sowie die Zeitzeugen Herr Horst Menge und Herr Rainer Fiebich, der an jenem Tag Dienst in Kreuzebra in einer Luftraumüberwachungseinheit der Nationalen Volkarmee hatte. Frau Dr. Marion Frant als Bürgermeisterin ließ sich diesen Vorort Termin ebenso nicht entgehen.

Als erstes berichtete Herr Rainer Fiebich von seinen Erlebnissen in Kreuzebra:

Er hatte gerade Wache und blickte Richtung Norden. Unverhofft sah er ein kleines Sportflugzeug, welches sich in geringer Höhe aber mit hoher Geschwindigkeit näherte. Gefolgt von einem Hubschrauber Typ Mi 8. Kurz darauf hörte er einen Knall, ob es sich hierbei um einen Warnschuss oder um einen gezielten Schuss handelte vermochte er nicht zu sagen.

Herr Horst Menge war zu diesem Zeitpunkt als Lehrer in Geisleden tätig und auf Grund der Sommerferien zu Hause in seinem Garten. Auch er sah gemeinsam mit seiner Ehefrau das Flugzeug sowie den Hubschrauber und hörten den Knall. Schnell machte sich Herr Menge mit seinem Fahrrad auf den Weg zu dem Ort der Notlandung “Auf der Haarth“.

Innerhalb kürzester Zeit waren sowjetische Soldaten vor Ort. Die Insassen durften das Flugzeug zunächst nicht verlassen. Sie verhielten sich aber ruhig und besonnen. „Erst als die Offiziere der Staatssicherheit eintrafen wurde es hektisch“, sagte Herr Menge. Für die Einwohner aus Geisleden, die nun in großer Zahl am Ort der Notlandung eintrafen, wurde das ganze Gelände großräumig abgesperrt.

 

Herr Christian Stöber vom Grenzlandmuseum konnte aus den Stasi-Unterlagen berichten, dass es sich bei dem Piloten um einen 31-jährigen Mann handelte. Mit an Bord waren dessen gleichaltrige Cousine und ihr 6-jähriger Sohn. Gestartet waren sie in Speyer mit dem Ziel Kassel. Im Raum Treffurt haben sie die Orientierung verloren und sind in den Luftraum der Deutschen Demokratischen Republik eingedrungen.

Herr Stöber geht davon aus, dass die Stasi den Schilderungen des Mannes glaubte, da dieser, ebenso wie die Frau und das Kind, bereits kurz darauf wieder in die Bundesrepublik zurückgebracht worden. Wörtlich heißt es in der Akte: „Im Ergebnis der geführten Untersuchungen wird das Vorliegen einer geneichenen Provokation beziehungsweis eine Straftat ausgeschlossen.“

Einige Mittwochswanderer berichteten noch, dass das Flugzeug noch zwei Tage bewacht auf dem Feld gestanden hat, ehe es zerlegt und abtransportiert wurde.

 

Auch nach umfangreichen Recherchen konnte ein Kontakt zur Familie noch nicht hergestellt werden, gerne hätte man mit den Insassen des Flugzeuges über die damaligen Ereignisse gesprochen.

Text: M. Janitzki

Werra-Meißner-Kreis

Sportflugzeug überflog Grenze

Herleshausen/Wanfried(ter/dpa)

Eine einmotorige Sportmaschine vom Typ Cessna hat am Donnerstag, aus der DDR kommend, die östlichen Teile des Werra-Meißner-Kreise auf mehren Kilometern überflogen und hat dann wieder nach Thüringen abgedreht. Dies bestätigte das Grenzschutzkommando Mitte in Kassel.

Am Abend meldete die Ostberliner Nachrichtenagentur ADN, das Sportflugzeug, dass aus der Bundesrepublik stamme, sei bei Wachstedt (Bezirk Erfurt) zur Landung gezwungen worden.

(Quelle: Zeitung Hessen, Freitag 5.August 1983)